Stories
Buhnen – die Dinos des Küstenschutzes

Die Buhnen auf Sylt waren nicht nur Geldverschwendung sondern kosteten auch einem talentierten Fußballer der Insel fast die Karriere.
Nicht das Jörg Ückermann jemals höher als 4. Liga hätte spielen können, trotzdem war er einer der besten Vorstopper (so hieß das damals) der Insel. An einem sonnigen Tag trainierte das Team des TSV Westerland barfuß am Weststrand, als Jörg Ückermann einen Ball über den Strand schießen wollte. Er fiel um, wie vom Blitz getroffen. Der Tritt endete in den Resten einer Eisenbuhne. Zum Glück blieben die Knochen unverletzt und wenige Wochen später war er wieder fit. Er war sicher nicht der Einzige, der sich im Laufe der Jahre an den Buhnen verletzte.
Ob sich diese Eisenreste noch immer unter dem Sand an der Himmelsleiter befinden, ist unbekannt. Reste davon gibt es allerdings noch in Höhe der Musikmuschel. Hier jedoch relativ weit im Wasser. Bei Ebbe gibt das Meer einen Blick auf die Metallteile frei. Sie ragen wie Schwerter in die Höhe und es verwundert, dass sich keiner der vielen Wassersportlerund Schwimmer an dieser Stelle schwer verletzt hat. Aber wie kamen diese Teile bloß in den Sand – vor und hinter der Flutlinie?
1867 kamen die Küstenschützer auf die Idee an Nord- und Ostsee Holzpflöcke ins Wasser zu rammen. Die Idee erschien simpel wie genial. Die am Flutsaum laufende Strömung sollte gebrochen und damit verhindert werden, dass der Sand abgetragen wird. Die Hoffnung, dass sich der Sand darin verfängt und ablagert, klappte auf der Ostseite der Insel Sylt mit seinen moderaten und kleinen Wellen.
Bis in die 60er Jahre hinein war man der festen Überzeugung, dass dieses Konzept funktioniert. Lediglich das Material wurde ausgetauscht. Aus dem maroden Holz wurde Stahl und dann Beton. Letzteres hielt länger – für die Ewigkeit wie es schien.
Alleine die Sinnfrage stellt sich. Denn im Laufe der Jahre hat sich herausgestellt, dass die Buhnen an der Westseite der Insel eigentlich genau das Gegenteil von dem bewirken, für was sie eigentlich ins Meer gesetzt wurden. Die Flutkanten werden unregelmäßig unterspült. Die Strömung an den Buhnen ist für Schwimmer teilweise lebensgefährlich. Gäste wurden durch starke seitliche Strömungen auf die Buhnen gezogen und an der Buhne entlang lief ein Trecker ins tiefere Wasser.
Zum Glück haben sich die Dinosaurier des Küstenschutzes nicht länger gehalten und wurden beinahe auf der ganzen Insel entfernt. Als Surfer und auch als Schwimmer kann man beruhigter auf und in das Wasser. Die Gemeinde Sylt hat beschlossen, einige der Buhnen stehen zu lassen und diese als eine Art Freilichtmuseum zu zeigen.