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Cafe Waldidyll muss 2022 schließen…

Cafe Waldidyll – Die Rechtslage ist klar… So fangen meist nicht so angenehme Artikel an. Es muss 1975 gewesen sein, als meine Großeltern “Goldene Hochzeit” gefeiert haben. Vielleicht war es auch die “Silberne”. Ich weiß es nicht mehr. Aber ich weiß, dass meine Familie im Cafe Waldidyll gefeiert hat. Wie jeden runden Geburtstag oder Taufe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich in den letzten Jahren nie wieder in diesem letzten Stück Gastro-Romantik der Insel zu Besuch war. Und doch liegt es mir am Herzen.

Ich erinnere mich an Vitrinen voll mit leckeren Kuchen und dieser typischen Wiener Kaffeehaus-Bestuhlung. Und wenn man abends durch den Friedrichshain lief, hörte man den Hund des Wirtes anschlagen. Alle dachten, dass die Bestie Baskerville ein Schoßhund dagegen sei. Doch bei Licht betrachtet, war es einer dieser immer etwas traurig aussendenden Hush Puppys, ein Basset Hound. Näherte man sich dem Grundstück, schlug der niedliche kleine Racker an. Im Hintergrund lauerte aber dann der Rottweiler – oder war es ein Dobermann? Lange ist’s her. Die älteren Insulaner lassen sich dort immer noch Kaffee und Kuchen schmecken.
Cafe Waldidyll – was ist geplant?
Nun wird dieses gemütliche Cafe geschlossen. Die Gemeinde Sylt hat offenbar andere Pläne mit dem Grundstück. Da kommt der Fallstrick des Erbbaurechts zum Tragen. Denn der Vertrag läuft am 1. Januar aus. Zwar hätten die Wirtsleute gerne weitergemacht, doch im Rathaus herrscht Einigkeit.
Man wisse zwar nicht genau, was dort entstehen soll, doch es soll etwa im gleichen Rahmen weiterbetrieben werden. Warum man dem mittlerweile 85jährigen Betreiber Mustafa Diribas und seiner 78jährigen Frau das Lebenswerk nimmt, ist unklar. Abgesehen von einem auslaufenden Mietvertrag gibt es keinen Grund.

Denn eins ist klar: Der Standort Cafe Waldidyll wurde nicht schlecht bewirtschaftet – die Gäste haben es geliebt. Doch in der Gemeinde steht man scheinbar auf dem Kriegsfuß mit der Gastronomie. Paragraphen regeln die Menschlichkeit. Am Ende entsteht hier eine dem Einheitsbrei entsprechende Gastronomie mit der nötigen Sylter Coolness und dem künstlich produzierten „Sylter Flair“. Von „gutbürgerlich“ weiß dann bei den Entscheidern sicher niemand mehr etwas. Und das Haus? Da das Haus dem Pächter gehört, der Gemeinde aber das Grundstück, erhält er eine Entschädigung. Mehr nicht. Wenn ich mir vorstelle, nach 50 Jahren aus dem von mir erbauten Haus auszuziehen… In eine kleine Wohnung in der Innenstadt.
Das Bild das die Gemeinde hier abgibt, ist nicht sonderlich positiv. Doch Herr Diribas und seine Frau haben keine Lobby, um Dinge zu ändern. Hätte es irgendwem einen Zacken aus der Krone gebrochen, den Vertrag um ein paar Jahre zu verlängern?
Ich bin halt ein Romantiker wie es scheint. Ich sehe wie Sylt all diese Dinge verliert, die die Insel lebens- und liebenswert gemacht hat. Sicher, das ein oder andere Bauprojekt hat Sinn gemacht. Auch der Abriss nicht erhaltungswürdiger Häuser. Egal…
Einen letzte Kaffee werde ich im Waldidyll noch trinken. Und ein kleines Präsent für all die schönen Erinnerungen überreichen.
Das ist mehr, als der Verpächter tun wird, denke ich.
Denn die Rechtslage ist ja klar….