Shopping auf Sylt
Die Schaufenster der Insel? Tedi und Kik sind es nicht
Die Schaufenster der Insel Sylt? Tedi und Kik sind das Erste, was Gäste vom Festland auf Sylt sehen, wenn sie Richtung Strand laufen

Die Schaufenster der Insel? Tedi und Kik sind das erste was Gäste vom Festland auf Sylt sehen werden, wenn sie die Wilhelmstraße entlangflanieren. Doch sie bilden natürlich nicht den Sylter Einzelhandel ab.
1838 öffnete das „Au Bon Marché“ in Paris. Dies wird kaum jemand etwas sagen und vielleicht noch weniger interessieren. Doch versetzt euch in die Epoche und das Ambiente des 19. Jahrhunderts. Die Geschäfte waren nicht nur irgendwas, in dem man seinen Konsumwunsch stillte. Es war die Zeit der Glaspaläste, vor denen die staunenden Menschen Schlange standen. Stadtplaner im heutigen Sinne gab es nicht. Die Gestaltung der Städte übernahmen die Bürger, die stolz durch “ihre” Flaniermeilen schlenderten. Es war die Zeit, in der jede Innenstadt einen eigenen Charakter entwickelte.
Heute sehen die Einkaufsmeilen geklont aus. New Yorker, Depot, Douglas, Zara und natürlich Mobilfunkanbieter verschiedenster Couleur. Eine Filiale reiht sich an die Nächste. Es macht keinen Unterschied, ob du in Düsseldorf, Berlin, Westerland oder Castrop-Rauxel shoppen gehst. Ab und an wird die Langeweile von ansässigen Traditionshäusern durchbrochen. Auf Sylt wäre es „H.B. Jensen“, das seit 1855 die Kaufmannstradition hochhält.
Es gibt und gab Konzepte, wie eine Belebung der Innenstadt von Westerland durchgeführt werden könnte. Doch Corona mit all seinen Begleiterscheinungen hebelte scheinbar alles aus.
Nun haben wir den Salat.
Die Mieten sind für Gründer im Einzelhandel nicht bezahlbar. Makler erschweren den Einstieg für StartUps. Kapitalkräftige Einzelhandelsketten springen da gerne in die Bresche und bilden die Schaufenster der Insel ab. Auf Kosten der Struktur. Noch gibt es sie, die kleinen unabhängigen Shops und Konzepte, die die Insel so liebens- und lebenswert machen. In unserem Bereich Shopping auf Sylt stellen wir einige vor.
So ungern wir auf soziale Medien verweisen, so ist der Post eines Users und die Reaktion der Sylter erwähnenswert. Die untere Wilhelmstraße war mit „Nahkauf“ und „Kik“ nie ein Hingucker. Der Supermarkt fiel eigentlich nur auf, weil das Wasser von der Decke tropfte, die Heizung nicht ging und in der Nebensaison die Regale leer waren. Und im benachbarten „Kik“ stapelten sich die Waren lieblos in Hochregalen oder übervollen Ständern. Seit sich der Nahkauf entschieden hatte, den Mietvertrag nicht zu verlängern, steht die relativ große Einzelhandelsfläche leer. Dringende Renovierungsarbeiten wurden durchgeführt. Die Hoffnung, dass sich an dieser Stelle Geschäfte einmieten, die Flair verbreiten, ist vergebens.
Die Schaufenster der Insel – Ein „Tedi“ wird kommen

Es kommt ein „Tedi“ – klingt wie der Anfang eines Märchens, ist aber eigentlich ein Offenbarungseid der Stadtplanung. Wie es aussieht, schließt auch der gegenüberliegende Metzger seine Türen. Da wäre dann noch Platz für einen Chinaimbiss oder weiteren Dönerladen.
„Tedi“ und „Kik“ sind, was die Zielgruppe betrifft, gleich aufgestellt. Passt dies auf die Insel der Reichen und Schönen? Auf jeden Fall. Nicht alle auf Sylt fahren Porsche oder stopfen sich den Kaviar eimerweise rein. Wir haben – und dies wird gerne übersehen – einen großen Anteil an Bewohnern, denen nach Abzug der Miete nicht mehr viel von Netto bleibt. Ein „Tedi“ beziehungsweise „Kik“ hält das ein oder andere Schnäppchen parat. Gegner argumentieren, das die meisten der billigen Artikel in Südostasien hergestellt werden und nach wenigen Nutzungen in den Müll wandern. Das Geschäftsprinzip dieser Geschäfte, so zweifelhaft es für viele erscheinen mag, setzt sich allerdings schon lange durch. Und das sehr erfolgreich.
Die Schaufenster der Insel – Richtige Adresse?
Bleibt die Frage, die sich aber auf der Insel einige Bürger stellen: Ist die Wilhelmstraße das richtige Entree für eine Ferieninsel? Ist es das, was die Gäste zuerst sehen sollten und wollen? Benachbarte Geschäfte, Gastronomie und Besucher werden sich arrangieren müssen. Auf der anderen Seite beleben die Billiganbieter auch die „Verlängerung“ der Friedrichstraße.
Apropos von Netto. Im Industriegebiet in Tinnum wären diese Läden unserer Meinung besser aufgehoben. Denn im Gegensatz zu Boutiquen oder anderen kleineren Einzelhändlern, benötigen „Kik“ oder „Tedi“ keine Lauflage. Das beste Beispiel ist der Woolworth, der sich in einer Randlage erfolgreich behauptet.
Wie auch immer – die Fakten sind geschaffen. Diese Art Goldener Schnitt ist die bittere Realität auf Sylt und erst nicht seit dem Abriss vom „Alter Gasthof“ in List gang und gebe.
Die Schaufenster der Insel ist eine Kolumne und stellt unsere persönliche Meinung da.
Die Schaufenster der Insel – sind nicht nur Cartier und Vuiton…