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Munkmarsch – Das Tor zur Welt

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Munkmarsch – Das Tor zur Welt – Unsere Insel wird immer beliebter. Schaut man zu Beginn der Sommerferien nach Niebüll, dann wälzt sich Jahr für Jahr eine gigantische Blechlawine Richtung Autoverladung. Das hat seine Gründe. Es ist nicht nur der, wie in einigen Medien mantramäßig wiederholte, „Die Insel der Schönen und Reichen“ – Vibe. Sylt ist die Perle der Nordsee.

“Wir Insulaner bieten den Fremden ein offenes, ehrliches Antlitz, eine treue Hand, einen gastlichen Tisch und reinliche Wohnungen.” So titelte Christian Peter Hansen 1859 im ersten Reiseführer über die Insel.

Wunderschöne Strände, ein Klima, das seinesgleichen sucht und die Gastfreundschaft der Bewohner – das alles sorgte bereits vor 150 Jahren für einen Zustrom an Badegästen. Für damalige Verhältnisse waren dies unglaubliche 200 – 300 Touristen, die sich im Sommer in Westerland vergnügten.

Reist die überwiegende Anzahl von Gästen bequem mit der Deutschen Bundesbahn oder dem Autozug an, so war dies vor mehr als einem Jahrhundert noch Fiktion. Tatsächlich war der Munkmarscher Hafen das buchstäbliche Tor zur Welt. 1867, nachdem die Anlegestelle in Keitum versandete, baute Kapitän Andersen Sylt einen Pier für die größeren Raddampfer, die der Insel einen Zuwachs an Kurgästen brachten.

Munkmarsch – der Ausbau des Hafens

Zu diesem Zeitpunkt war der Hindenburgdamm weder gebaut noch geplant. Wer auf die Insel wollte, der musste Seebeine haben. Von Hoyer oder Husum fuhren Schiffe nach Sylt in das beschauliche Munkmarsch. Um in die Inselorte zu kommen, blieb nur die Kutsche. Allein der Weg vom Wattenmeer in die Hauptstadt der Insel dauerte rund eine Stunde. Dies schaffte die Inselbahn später in zwölf Minuten. Doch bis es soweit war, taten die bis zu zwanzig Pferdegespanne ihren Dienst, die auf dem Hafengelände warteten.

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Die Infrastruktur der Anlegestelle wurde 1869 mit einem kleinen Schuppen erweitert, der als Poststelle und Unterstand diente. Jegliche Post und auch die meisten auf der Insel benötigten Waren wurden über dieses Nadelöhr auf das Eiland gebracht. Ironischerweise ist heutzutage die Post noch immer ein Schwachpunkt im Inselleben. Die kleine Anlegestelle florierte, wurde zum Hafen und Dienstleister siedelten an. Der erste kleinere Bruch kam 1888, als die Inselbahn ihren Betrieb aufnahm. Kutscher wurden nicht mehr benötigt.

Die Überfahrt auf die Insel selbst war und blieb ungefährlich – wohl aber unglaublich mühselig. Die Tide und der ruppige Westwind verzögerten die Anreise. Gäste mussten zum Teil stundenlang auf dem Schiff ausharren, bis dieses endlich in den Hafen im Inselosten einlief. 1901 wurde dann ein Teil des Warenhandels und der Personenförderung in den von der Tide wesentlich unabhängigeren Hafen in Hörnum abgewickelt. Die Fährlinie von Helgoland und Hamburg war weniger gezeitenabhängig, der starke Westwind verlange den Passagieren aber einiges ab. Und der Transport von Hörnum in den Inselsüden war ebenfalls sehr anstrengend. Munkmarsch blieb dadurch die Nummer 1. auf der Insel.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es dann zu einer Abstimmung, die alles veränderte. Die Dänen erhielten Tondern und Hoyerschleuse zugesprochen, obwohl 70% der Einwohner Tonderns für den Verbleib in der Weimarer Republik stimmten. So war der Hauptumschlagplatz nicht mehr Deutsch sondern Dänisch. Husum konnte den Verlust nicht auffangen. Der Bau des Hindenburgdamms wurde zum endgültigen Sargnagel für den kleinen florierenden Port, genau wie er für die Hörnumer Fährverbindung das Aus bedeutete. Der dort eigens gebaute 150 Meter lange Pier verfiel 1947 und wurde von den Inselbewohnern als Treibholz in den Öfen verfeuert. Heutzutage dient der Hafen im Süden als Basis für Erlebnisfahrten in Seehundgebiete oder der Fischerei.

Aus Munkmarsch ist ein Sportboothafen geworden, der immer noch verträumt in der Munkmarscher Bucht liegt. Ein feines Restaurant thront am Hafen und lässt den Blick auf dem Wattenmeer verweilen. Schließt man die Augen, ist das aufgeregte Erzählen der Kurgäste des 19. Jahrhunderts zu hören, die vom Raddampfer ausborden.

Und die Anreise? Zumindest zu Beginn der Sommerferien dauert sie genau so lange wie damals…

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