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Westerland

Das Nachbeben auf Sylt – Punks vor dem Cropino

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Punks vor dem Cropino
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Punks vor dem Cropino

Punks vor dem Cropino – Nachbeben auf der Insel

Es hätte die perfekte Saison werden können, für das Brüderpaar Schreiber, die gleich hinter dem Wilhelminenbrunnen ihr kleines Restaurant betreiben. Doch der Sommer 2022 wurde zum Alptraum.

Das 9-Euro Ticket war für viele Tagestouristen ein Segen. Ein schneller Ausflug auf die Insel war zumindest finanziell jederzeit machbar. Geschäftsleute, die im Bereich der Wilhlemstraße ihren Einzelhandelsladen oder Restaurant betrieben, teilten die Begeisterung. Denn dies sollte ja schließlich mehr Gäste auf die Insel bringen. Bis das 9 Euro Ticket am 1. Juni dann in Kraft trat. Am ersten Wochenende ging noch alles seinen normalen Lauf. Coffee to go oder sonstige Kleinigkeiten zum Mitnehmen funktionieren bekanntermaßen immer. 

Punks vor dem Cropino – anfänglich überschaubar

Doch dann ging es los. Heerscharen von Menschen mit mehr oder weniger bunten Haaren hingen am Brunnen herum. Das bunte Treiben hätte absolut positiv verlaufen können, hätte die Ordnungsmacht und die Gemeinde direkt hart durchgegriffen. Alles im Sinne unseres Demokratieverständnisses natürlich. Doch die Zügel wurden locker gehalten. 

Was sich in den ersten Wochen des Junis und dann spätestens ab Mitte Juli am Wilhelminenbrunnen zusammenrottete, hatte mit der eigentlichen Punk-Kultur wenig zu tun. Es war eine Melange aus Linksradikalen, Obdachlosen und tatsächlich auch ein paar Punks, die rumkrakelten, in die Hauseingänge urinierten, den Brunnen verschmutzten und teilweise aggressiv bettelten. Ein Szenario, was uns seit Juni begleitete und erst ein Ende fand, als die Gemeinde den Brunnen einzäunte und diese Menschen 100 Meter weiter in den Stadtpark verfrachtete, den sie dann ebenfalls unansehnlich machten.

Punks vor dem Cropino – Bier von Amazon

Der wirtschaftliche Schaden bezifferte sich am Ende auf einen fünfstelligen Betrag. Nicht eingerechnet die vielen Polizeieinsätze und die von Ladeninhabern entfernten Fäkalien und Verschmutzungen. Dass die Ladeninhaber massive Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, wurde zwar von ihnen lautstark verlautbart. Doch der Gemeinde waren die Ideen ausgegangen, wie man mit dieser Flut aus – mit jeglichen Substanzen aufgeputschten – Meute umgehen soll. Für die “Punks” ein Riesenerfolg. Sie hatten das “System” ausgetrickst. Dem Kapitalismus, ihrem Erzfeind, frönten sie auf eine ganz besonders clevere Weise. Ganz Punk 2.0 bestellen sie ihr Bier beim eigentlichen Endgegner, dem Versandmonopolisten “Amazon”. 

Am Ende bekamen die bemitleidenswerten Anlieger, die ihre Geschäfte über den Sommer trotz der Widrigkeiten offen hielten, Gebührenbescheide für Sondernutzungen von Gemeindeboden. Unter anderem flatterte ein solches Schreiben auch dem Brüderpaar Schreiber ins Haus. 2999 Euro wurden für die Nutzung des Außenbereiches fällig. Das klingt nach Realsatire und sie gingen an die Presse, die nun wiederum die Gemeinde anging und nun bekommen die Brüder Rückendeckung von der CDU. Holger Flessau Hauptausschussvorsitzender der Gemeinde Sylt brachte es auf den PUNKt. “Respekt und Wertschätzung wären wichtig, denn wir alle hängen von den gastronomischen Betrieben der Insel ab.”

Und so wird das Thema Punks mit der nächsten Hauptausschusssitzung am 10. Januar und dem angekündigten Herabsetzen der Gebühren wohl endgültig beendet sein. Ob das 49 Euro Ticket, dass am 1. April in Kraft tritt, nochmals einen solchen Run auslöst, ist unwahrscheinlich.

Für das Archiv und nur um Festzustellen, dass dies alles wenig mit Punkerromantik zu tun hat, eine Anekdote zu den Punks vor dem Cropino Wilhelminenbrunnen: Wir beobachteten einen etwa 60jährigen, der einem Polizisten ein Bier über den Kopf kippte. Der offensichtlich Obdachlose Mann wurde anscheinend durch die sich um ihn tummelnden Punks motiviert.

Der Polizist, etwa 20 Jahre alt, blieb unglaublich ruhig. Wie es sich für einen betrunkenen Systemkritiker gehört, schrie der Mann seinen Weltenhaß hinaus und intonierte ein ACAB (all cops are bastards). Zeitgleich holten die Punks im Rücken der Polizei die Fahnen von den Fahnenstangen. Während auf der einen Seite die Polizisten einschritten und die Fahnen wieder hissten, machten sich die Punks am anderen Mast zu schaffen. Das ging ein paar Minuten unter lautem Gejohle.

Währenddessen liefen Bürger an der Szenerie vorbei, die der Polizei zuriefen, sie solle endlich durchgreifen. Das ganze Tohuwabohu endete mit der Festnahme des Obdachlosen und einer nassen Uniform. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, man hätte einen Punker festgenommen…  Es folgten am selben Tag auch noch Schlägereien. Zudem hielten die herumlungernden Punks ihre Hunde nicht an der Leine, was diese mit Attacken auf die Vierbeiner von Passanten dankten.

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