Archiv der Kategorie: Sylt News

Sylt1 Kurzbericht: Christopher Scharf vergibt neue Grade – Großer Jubel bei den Judoka

Westerland. Strahlende Gesichter im Dojo des TSV Westerland: Die diesjährige Gürtelprüfung wurde zum vollen Erfolg. Prüfer Christopher Scharf (4. Dan) konnte nach Begutachtung der Techniken jedem einzelnen Teilnehmer zur bestandenen Prüfung gratulieren.

Vom Einsteiger bis zum fortgeschrittenen Schüler zeigten alle eine starke Leistung auf der Matte.

Die neuen Graduierungen im Überblick:

  • Blau: Jenny Wald
  • Grün: Samuel Scharf, Pia Regge, Adrian Wagner, Levi Putzler, Liam Akgün, Maksymilian Kwadrans
  • Orange-Grün: Camal Safarov, Emilia Beyer
  • Orange: Felix Fischer, Justus Ellmann
  • Gelb-Orange: Ryan Akgün, Michael und Gabriela Kintossou
  • Gelb: Lucas Nicholas, Ben Sehrig, Levon Mielewczyk, Eric Dodoi, Dean Kuhn, Elias Krüger, Mara Gordita, Mia Marie Gugel, Robin Schröder

Der TSV ist stolz auf seinen starken Nachwuchs!

Meerkabarett 2026: Ein Sommer voller Stars im Congress Centrum Sylt

Westerland. Auch im Jahr 2026 heißt es für Kulturfreunde auf der Insel: Kurs auf Westerland! Da das Meerkabarett auch in diesem Jahr noch nicht an seinen angestammten Platz in Rantum zurückkehren kann, verwandelt sich das Congress Centrum Sylt (CCS) in der Friedrichstraße erneut in die erste Adresse für hochkarätiges Entertainment. Die Veranstalter haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein Programm auf die Beine gestellt, das sich wie das „Who is Who“ der deutschen Kleinkunst- und Musikszene liest.

Auftakt mit Tiefgang und Humor: Eckart von Hirschhausen Den glanzvollen Startschuss gibt am 16. Juli 2026 kein Geringerer als Dr. Eckart von Hirschhausen. Mit seiner multimedialen Lesung „Der Pinguin, der fliegen lernte“ lädt der Mediziner, Wissenschaftsjournalist und Stiftungsgründer zu einer Expedition ein, die Herz und Hirn gleichermaßen anspricht. Begleitet von atemberaubenden Fotos des Naturfotografen Stefan Christmann erzählt Hirschhausen von den Wundern der Antarktis und zieht charmante Parallelen zur menschlichen Psychologie. Es geht um die Kraft, die frei wird, wenn man – wie der Pinguin im Wasser – sein wahres Element findet. Ein Abend zum Staunen, Lachen und Nachdenken über Überlebensstrategien in stürmischen Zeiten.

Jubiläen und musikalische Feuerwerke Der Kultursommer 2026 steht zudem im Zeichen großer Jubiläen. Am 1. August feiert die legendäre Gitte Haenning ihren 80. Geburtstag auf der Bühne. Unter dem Motto „Ich bin stark“ präsentiert sie gemeinsam mit ihrer Band ein Konzert voller Lebenskraft, Jazz und ihren unvergesslichen Hits. Auch das Hamburger Urgestein Stefan Gwildis blickt zurück: Am 6. August feiert er mit „das war doch grad‘ erst eben“ sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Zu dritt präsentiert der Soul-Man eine Mischung aus Anekdoten, Hits und ungebändigter Spielfreude.

Musikalisch virtuos wird es am 24. Juli mit dem Damen-Quartett Salut Salon. In ihrem neuen Programm „heimat“ gehen die vier Ausnahmemusikerinnen der Frage nach, wo wir eigentlich zuhause sind – und geben die Antwort mit Geigen, Cello und Klavier. Abgerundet wird der musikalische Reigen am 11. August durch die Comedian Harmonists in Concert.

Lachen als beste Medizin Natürlich darf beim Meerkabarett der spitze Humor nicht fehlen. Florian Schroeder sucht am 29. Juli in seinem Programm „Endlich Glücklich!“ nach dem heiligen Gral der Zufriedenheit in einer meckernden Welt. Wer es etwas brachialer mag, kommt am 7. August bei Wolfgang Trepper auf seine Kosten, der in seiner typischen Art über den Wahnsinn des Alltags poltert – und dabei doch menschelnd leise Töne trifft. Ein nostalgisches Highlight wartet am 3. August: Das Ensemble-Stück Loriot – „Die Ente bleibt draußen!“ bringt die genialsten Sketche von Vicco von Bülow zurück auf die Bühne. Ob Badewanne oder Lottogewinner – an diesem Abend werden Erinnerungen wach.

Tickets und Service Der Vorverkauf für diesen hochkarätigen Sylter Kultursommer hat begonnen. Karten sind online, bei Famila, an den meisten Vorverkaufsstellen auf Sylt und dem Festland sowie telefonisch unter der Hotline 04651-4711 erhältlich.

Veranstaltungsort: Meerkabarett im Congress Centrum Sylt (CCS) Friedrichstraße 44 25980 Westerland

Freuen Sie sich auf unvergessliche Abende in Westerland!

Sylt1 Nachlese: Eine Hommage an Paula – Keitum feiert 40 Jahre „Wohnzimmer“

Keitum. Wer am Samstagabend am Keitumer Kliff vorbei spazierte, der hörte nicht nur den Wind, sondern vor allem eines: „Thank you for the music“. Pünktlich zum 40. Geburtstag verwandelte sich der Friesensaal in eine pulsierende Zeitmaschine. Der 13. Dezember 2025 stand ganz im Zeichen des dörflichen Zusammenhalts – genau so, wie es sich die Stifterin wohl gewünscht hätte.

Der Vormittag: Leise Töne und große Dankbarkeit

Der Festtag begann bereits am Vormittag mit einem emotionalen Empfang. Von 11 bis 13 Uhr luden der Ortsbeirat Keitum/Munkmarsch und der Verein Kulturhaus Sylt e.V. zu einer Feierstunde, die weniger steifer Festakt als vielmehr ein familiäres Klassentreffen war. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an Paula Hansen. Jan Junge, Gritje Stöver und Karin Rumpf vom Vorstand erinnerten an die Keitumerin, die als Tochter eines Schmieds und gelernte Krankenschwester ihr Vermögen stiftete, um den Syltern dieses Haus zu schenken. Es wurde deutlich: Der Friesensaal, erbaut auf dem alten Schulhof und eröffnet am 13. Dezember 1985, ist bis heute das geblieben, was er sein sollte – „Sylts größtes Wohnzimmer“. Ein Ort, der nicht dem Kommerz gehört, sondern den Bürgern.

Der Abend: ABBA-Fieber unterm Reetdach

Nach dem besinnlichen Auftakt wurde es am Abend laut und bunt. Ab 19.30 Uhr (Einlass war schon ab 18.30 Uhr) platzte der Saal fast aus allen Nähten. Dass der Eintritt zum Jubiläum frei war, hatte sicherlich geholfen, doch es war die Atmosphäre, die die Gäste hielt.

Die engagierte ABBA-Revival-Band traf genau den Nerv des Publikums. Zwischen „Waterloo“ und „Dancing Queen“ mischten sich Ur-Sylter mit Gästen, Vereinsmeier mit Lokalpolitikern. Es wurde getanzt, gelacht und auf die nächsten 40 Jahre angestoßen. Der Abend bewies eindrucksvoll, dass der Friesensaal auch vier Jahrzehnte nach seiner Eröffnung kein staubiges Denkmal ist, sondern ein lebendiger Treffpunkt, der den Spagat zwischen Flohmarkt-Gemütlichkeit und Party-Location mühelos meistert.

Für die Organisatoren vom Kulturhaus Sylt war der Samstag ein voller Erfolg und ein starkes Signal für die Zukunft der Keitumer Dorfmitte. Paula Hansen wäre vermutlich stolz gewesen – und hätte vielleicht sogar mitgetanzt.

Inselglück: Ein vorweihnachtliches Geschenk für Sylts Seele

List. Es sind Momente wie dieser, die zeigen, wie fest der Zusammenhalt auf unserer Insel verankert ist. Mitten im vorweihnachtlichen Trubel des Lister Marktes gab es am 9. Dezember eine Begegnung, die das Herz wärmt. Sven Paulsen, der mit seiner „Mall am Meer“ längst eine feste Institution im Norden ist, übergab einen Scheck über stolze 3.000 Euro an die Sölring Foriining.

Für Karin Börnsen, die das Geschenk stellvertretend für den Vorstand des Vereins entgegennahm, war es mehr als nur eine finanzielle Zuwendung. Es war ein Zeichen der Wertschätzung für jene Arbeit, die oft im Stillen geschieht: das Bewahren dessen, was Sylt im Kern ausmacht. Die Summe selbst ist ein Gemeinschaftswerk – zur Hälfte stammt sie aus einer fröhlichen Tombola beim Aktionstag im Oktober, zur anderen Hälfte hat Sven Paulsen den Betrag großzügig aus eigener Tasche verdoppelt.

Als Dankeschön hatte Karin Börnsen etwas ganz Besonderes im Gepäck: Eine der raren, auf 100 Stück limitierten Weihnachtsfliesen mit dem Jöölboom-Motiv. Ein passenderes Geschenk hätte es kaum geben können, verbindet es doch die Tradition mit der Gegenwart – genau wie diese wunderbare Spende, die hilft, unsere Inselgeschichte lebendig zu halten.

Bildnachweis: Foto: Michael Stitz.

Öffnungszeiten zum Jahreswechsel – Wann die Sylter Ämter pausieren

Westerland. Wer zwischen den Jahren noch schnell einen Personalausweis beantragen, ein Buch leihen oder im Archiv stöbern möchte, sollte den Kalender genau im Blick behalten. Die Gemeinde Sylt hat die Schließzeiten für die kommende Festtagsperiode 2025/2026 bekannt gegeben.

Während die digitale Verwaltung über www.gemeinde-sylt.de durchgehend erreichbar bleibt (für Terminbuchungen, Fundbüro oder Stellenanzeigen), schließen sich die physischen Pforten wie folgt:

  • Inselverwaltung (Bürgerservice, Standesamt, Sozialzentrum): Geschlossen an Heiligabend (24.12.), Silvester (31.12.) sowie am Freitag, den 02.01.2026.
  • Gemeindebüros & VHS-Geschäftsstelle: Hier beginnt die Pause früher. Vom 22. Dezember bis einschließlich 02. Januar bleiben die Türen zu. Ab dem 05. Januar läuft der Betrieb wieder regulär.
  • Sylter Archiv: Keine Recherche möglich vom 24. Dezember bis 02. Januar.
  • Sylt Bibliothek: Leseratten müssen sich vorratshalten: Vom 24. Dezember bis Neujahr ist zu. Am 02. Januar öffnet die Bibliothek jedoch bereits wieder.

Wichtig: Polizei (110) und Rettungsdienst/Feuerwehr (112) sind selbstverständlich rund um die Uhr einsatzbereit.

Schatten auf den Stufen – Ein Requiem für die Leuchtturmschule in Hörnum

Hörnum. Es war einmal ein Klassenzimmer in den Wolken. Heute steigen Besucher die enge Spindel der Wendeltreppe hinauf, den Blick erwartungsvoll auf das Panorama gerichtet, das sie in dreißig Metern Höhe erwartet. Sie kommen für die Aussicht, für das Selfie über der Brandung. Doch wer innehat, wer zwischen dem Keuchen des Aufstiegs und dem Staunen über die Weite kurz die Augen schließt, der kann sie vielleicht noch hören: die Schritte der Kinder von einst, die hier nicht die Freizeit suchten, sondern das Leben lernten.

Die Schule ist fort. Der Raum, in dem einst das Wissen mit dem Meeresrauschen um die Wette tönte, ist heute ein stilles Museum, ein konservierter Moment in Bernstein. Wo heute Touristenführer auf den Horizont deuten, regierte einst Lehrer Levi mit jenem strengen, aber fürsorglichen Blick, der nötig war, um eine Schar von Wildfängen im Zaum zu halten. Es waren die Merten-Brüder – Hans, Walter und Hindenburg –, der Leuchtturmwärtersohn Hans Jacobsen und die Kinder der Wehrmachtsbediensteten, die diesen Turm mit Leben füllten. Für sie war der schwindelerregende Aufstieg kein Urlaubserlebnis, sondern der tägliche Gang zur Pflicht, hinauf in ihre gläserne Bastion der Bildung.

Wenn man heute durch die Scheiben auf das moderne Hörnum blickt, fällt es schwer, sich die einstige Einsamkeit vorzustellen, die diese Mauern umgab. In den stillen Jahren zwischen den Kriegen war hier fast nichts als Sand und Wind. Einundzwanzig Seelen zählte der Ort, sieben Häuser duckten sich in die Dünentäler. Das Hapag-Haus, geführt von der unvergessenen „Mutti Merten“, war damals der einzige wärmende Pol in einer rauen Welt, ein Ort der Geborgenheit, dessen Geist nur noch in vergilbten Chroniken lebt.

Die Kreide ist weggewischt, die Schulbänke sind Geschichte. Später zog die Schule in eine Holzbude, dann in ein richtiges Gebäude, bis 2011 die Türen für immer schlossen. Was bleibt, ist der Turm. Er steht noch immer als stummer Zeuge jener Tage, als Hörnum ein vergessenes Ende der Welt war. Wer heute die Führung bucht und den „Hörnumer Blick“ genießt, der besucht nicht nur eine Aussichtsplattform. Er betritt einen verlassenen Sakralraum der Kindheit, in dem das Echo des Abc-Schützen noch immer leise im Pfeifen des Windes widerhallt.

Ein Dorf auf Sylt feiert: Traditioneller Weihnachtsmarkt in der Feuerwehrwache

Hörnum rückt zusammen. Am vierten Adventswochenende, dem 20. und 21. Dezember, wird die Feuerwehrwache zum pulsierenden Herzstück des Ortes. Unter dem Motto „Willkommen beim Weihnachtsmarkt“ lädt die Gemeinde Einheimische und Gäste ein, gemeinsam eine besinnliche und fröhliche Zeit zu verbringen.

Los geht es am Samstag, den 20. Dezember 2025, pünktlich um 12:00 Uhr. Der Markt bietet die perfekte Gelegenheit für letzte Erledigungen vor dem Fest: Neben kreativen Geschenkideen an den Verkaufsständen findet gegen Ende der Veranstaltung am 21.12 auch der traditionelle Weihnachtsbaum-Abverkauf statt.

Umrahmt von leckeren Düften und einer festlichen Kulisse bietet dieser Markt genau das, was Weihnachten ausmacht: Zeit für Familie und Freunde. Ob beim Plausch am Punschstand oder beim Stöbern durch die Angebote – hier wird Gemeinschaft großgeschrieben.

Von Drosselmeier bis zur Zuckerfee: Ein Bühnenmärchen für Sylt

Wenn der winterliche Wind über die Insel fegt, gibt es kaum einen schöneren Rückzugsort als die Welt der Fantasie. Am 14. Dezember öffnet sich in Westerland ein Fenster in ein Reich voller Magie, Eleganz und visueller Poesie. Gezeigt wird Peter Tschaikowskis „Der Nussknacker“ – ein Ballettmärchen, das Generationen verbindet.

Die zeitlose Geschichte erzählt von der jungen Clara, ihrem verzauberten Neffen Hans-Peter und dem geheimnisvollen Drosselmeier. Was auf der Leinwand zunächst als festliche Feier beginnt, entwickelt sich rasch zu einer fantastischen Reise durch eine Welt aus wirbelnden Schneeflocken und tanzenden Zuckerfiguren. Untermalt von den unverwechselbaren, musikalischen Traumbildern Tschaikowskis, sorgen vor allem die detailreichen Bühnenbilder von Julia Trevelyan Oman für staunende Augen. Dieses farbenprächtige Bühnenmärchen beginnt am Samstag um 15:00 Uhr.

Kinowelt Westerland Strandstraße 9

www.kinowelt-westerland.de

Der lange Schatten der 80er: Als Sylt den Atem anhielt – Ein Rückblick und Vergleich

Wer heute über den „Ausverkauf der Insel“ oder den Mangel an dauerhaftem Wohnraum diskutiert, sollte einen Blick in die Annalen der Inselgeschichte werfen. Ein Artikel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel vom Februar 1984 zeichnet das Bild einer Zeit, in der die Sylter Identität auf eine harte Probe gestellt wurde. Damals wie heute ging es um die Frage: Wem gehört die Insel? Doch die Dimensionen, mit denen ein Unternehmer aus Bottrop vor über 40 Jahren antrat, lassen selbst heutige Entwicklungen in einem besonderen Licht erscheinen.

Die „Invasion“ aus dem Ruhrgebiet

In den frühen 1980er Jahren wurde die Inselgemeinschaft mit einer aggressiven Expansionsstrategie konfrontiert, die viele Insulaner als Bedrohung ihrer Existenzgrundlage empfanden. Im Fokus stand Wolfgang Reh, ein Unternehmer aus Bottrop, der innerhalb von rund drei Jahren Immobilien in einem bis dato ungekannten Ausmaß akquirierte. Sein Portfolio umfasste zu diesem Zeitpunkt bereits über hundert Häuser und Grundstücke zwischen List und Hörnum, darunter prominente Hotels wie das „Sylt Plaza“ oder den „Sylter Hof“. Doch damit nicht genug: Auch die lokale Infrastruktur, von einem Taxiunternehmen mit 20 Fahrzeugen bis hin zur Kurklinik und einer Autovermietung, ging in seinen Besitz über.

Aus Sylter Sicht wirkte dieses Vorgehen wie eine feindliche Übernahme. Der damalige Westerländer Bürgermeister Volker Hoppe äußerte gegenüber Gewerbetreibenden die Befürchtung, dies könne „den Tod der Insel“ bedeuten. Die Stimmung war aufgeheizt: In den „Sylter Bürgerstuben“ hingen Gedichte aus, die den Verlust der Existenz an einen „Fremden“ beklagten.

Das Geschäftsmodell: Masse und Rendite

Das damalige Konzept unterschied sich deutlich vom heutigen, oft auf Exklusivität bedachten Immobilientourismus. Das Ziel war, durch massive Werbung im Ruhrgebiet neue Käuferschichten zu erschließen und Touristen per Sonderflug und Bus auf die Insel zu bringen. Die erworbenen Immobilien wurden kleinteilig in Mini-Appartements parzelliert, ausgestattet mit für die damalige Zeit modernen Annehmlichkeiten wie Videorecordern.

Kritisch beobachteten lokale Experten wie der Immobilienmakler Reinhold Riel die Preisgestaltung. Objekte wurden teils zu Summen angeboten, die als „absolut unrealistisch“ bewertet wurden. Ein Beispiel aus der Westerländer Süderstraße verdeutlicht die Dynamik: Ein Einfamilienhaus, 1981 für rund 700.000 Mark erworben, wurde nach Umbau und Zwischenverkäufen 1983 für fast 2,6 Millionen Mark veräußert. Den Käufern wurden dabei Renditemodelle mit Mietgarantien in Aussicht gestellt, die laut Der Spiegel eine Auslastung erfordert hätten, die wetterbedingt auf Sylt kaum realisierbar erschien.

Widerstand der Inselgemeinschaft

Anders als heute, wo der Protest oft in politischen Gremien oder sozialen Medien stattfindet, war der Widerstand 1984 physisch und direkt spürbar. Es gab Demonstrationen am Bahnhof bei der Ankunft von Reisegruppen, und Fahrzeuge sowie Briefkästen wurden mit Aufklebern versehen, die den Slogan „Reh nee wa plüh“ (friesisch angelehnt an „Rien ne va plus“) trugen. Auch die Kommunen wehrten sich: Die Gemeinde Rantum lehnte den Verkauf eines gemeindeeigenen Gasthauses ab, um sich nicht am „allgemeinen Ausverkauf“ zu beteiligen, und Westerland vergab den ehemaligen Kindergarten an einen anderen Bewerber, obwohl das Angebot aus Bottrop deutlich höher lag.

Der Vergleich: 1984 und Heute

Blickt man von 2025 zurück auf diese turbulenten Jahre, zeigen sich interessante Parallelen und Unterschiede:

  • Strukturwandel vs. Regulierung: Während in den 80ern die Umwandlung von Häusern in Ferien-Mini-Appartements oft durch einfache Baumaßnahmen vollzogen wurde – teils bis zur behördlichen Stilllegung durch die Stadtverwaltung –, greifen heute auf Sylt deutlich strengere Erhaltungssatzungen und Bebauungspläne. Der Schutz von Dauerwohnraum ist mittlerweile gesetzlich und kommunalpolitisch stärker verankert, um genau solche Parzellierungen zu verhindern.
  • Preisspirale: Die damals als exorbitant empfundenen Preissteigerungen (Verdopplung oder Verdreifachung des Einstandspreises binnen kurzer Zeit) waren Vorboten der heutigen Immobilienpreisentwicklung. Der Unterschied liegt in der Marktbreite: War es damals ein einzelner Akteur, der den Markt dominierte, ist das hohe Preisniveau heute ein strukturelles Merkmal der Insel, getrieben von einer Vielzahl externer Investoren.
  • Art des Tourismus: Die Angst der Sylter Zimmervermieter vor einem „Tourismus mit der Brechstange“ und einem Abrutschen zum „Ballermann-Niveau“ war 1984 allgegenwärtig. Heute hat sich Sylt klar im Premium-Segment positioniert, wenngleich die Debatte um „Overtourism“ und die Balance zwischen Lebensqualität für Insulaner und Gastfreundschaft aktueller denn je ist.
  • Der Zusammenhalt: Ein Aspekt scheint zeitlos: Wenn die Inselgemeinschaft das Gefühl hat, ihre Identität werde von außen bedroht, rückt sie zusammen. Der Widerstand der Rantumer und Westerländer Verwaltung in den 80ern spiegelt sich heute in Initiativen wider, die sich für den Erhalt der friesischen Kultur und bezahlbaren Wohnraum für Einheimische einsetzen.

Die Episode um den Bottroper Unternehmer bleibt eine Mahnung in der Inselgeschichte. Sie zeigte frühzeitig auf, wie begehrlich Sylt ist – und dass der Ausverkauf der Insel keine Erfindung der Neuzeit, sondern eine wiederkehrende Herausforderung ist, der sich jede Generation von Syltern aufs Neue stellen muss.

Sylter Silvester-Zauber: Museum in Keitum ehrt die Tradition des Rummelpottlaufens

Sylter Silvester-Zauber – Wenn sich das Jahr dem Ende neigt und die Tage auf der Insel am kürzesten sind, erwacht auf Sylt eine ganz besondere Magie. Es ist die Zeit, in der die Gemeinschaft enger zusammenrückt und ein alter Brauch die Herzen der Insulaner erwärmt. Das Sylt Museum in Keitum widmet diesem wundervollen Stück Heimatkultur nun eine eigene Sonderausstellung: „Rummel, Rummel, Ruttje. Rummelpott und Maskenlauf in Norddeutschland“.

Sylter Silvester-Zauber – Ein Fest der Verbundenheit und des Lachens

Ob man es nun in List „Rummelpottlaufen“ nennt oder in den Ostdörfern als „Unter Maske laufen“ kennt – im Kern geht es um das Miteinander. Am Silvesterabend verwandeln sich Nachbarn und Freunde in fantasievolle Gestalten. Unter dem Schutz der Maskierung ziehen sie von Haus zu Haus, nicht um zu erschrecken, sondern um Freude zu bringen. Mit einem liebevollen Augenzwinkern und in Reimform wird das Dorfgeschehen des vergangenen Jahres aufgearbeitet. Es ist eine Nacht, in der man sich die Wahrheit sagt, aber stets mit Humor und der Gewissheit, dass man Teil einer großen Inselfamilie ist.

Der Klang von Tradition und der Duft von Futtjes – Sylter Silvester-Zauber

Das tiefe, gleichmäßige Brummen des Rummelpotts ist für viele Sylter der vertraute Soundtrack ihrer Kindheit. Früher sollte er Geister vertreiben, heute öffnet er die Türen und Herzen der Bewohner. Und was wäre dieser Abend ohne den süßen Lohn? Der Duft von frisch gebackenen Futtjes liegt in der Luft. Diese goldbraunen Teigbällchen sind mehr als nur ein Gebäck; sie sind eine kulinarische Umarmung gegen die winterliche Kälte, oft begleitet von einem kleinen Schnaps für die Großen und Süßigkeiten für die Kleinen.

Die liebevoll kuratierte Ausstellung im Sylt Museum fängt diese Atmosphäre wunderbar ein. Ergänzt durch die ausdrucksstarken Werke des Künstlers Willem Grimm, lädt sie Besucher dazu ein, tief in diese norddeutsche Tradition einzutauchen. Ein Besuch in Keitum ist noch bis zum 8. März 2026 möglich – eine wunderbare Gelegenheit, den Geist der Sylter Weihnacht und des Sylter Silvester-Zauber nachzuspüren. Weitere Informationen finden sich bei den Sölring Museen und auf Sylt.de.