Archiv der Kategorie: Sylt News

Westküste fordert Vorfahrt – „Wir sind kein Anhängsel Berlins“

Heide/Sylt. Die Botschaft, die vom 11. Verkehrsforum der Regionalen Kooperation Westküste in Heide ausging, war eindeutig: Die Region lässt sich nicht auf das Abstellgleis schieben. Angesichts aktueller Signale aus dem Bundesverkehrsministerium, wonach essenzielle Infrastrukturprojekte im Norden zeitlich gestreckt werden könnten, formierten sich die Vertreter der Westküstenkreise zu einer geschlossenen Front.

Landrätin Elfi Heesch, Vorsitzende der Kooperation, nutzte ihre Eröffnungsrede am 8. Dezember für eine scharfe Mahnung in Richtung Hauptstadt. Die „Energieküste“ sei Deutschlands Vorreiterregion für erneuerbare Energien. „Wenn wir Europas Herzstück der Energiewende werden wollen, brauchen wir eine Infrastruktur, die diesen Namen verdient“, so Heesch. Die Sorge auf Sylt und dem Festland ist groß, dass die Anbindungen zwischen Hamburg und Westerland in den Prioritätenlisten des Bundes nach unten rutschen.

Um im Berliner Ministerium nicht nur mit Forderungen, sondern mit Fakten zu punkten, geht die Region nun in die Offensive. Eine eigens in Auftrag gegebene verkehrswirtschaftliche Untersuchung durch das Beratungsunternehmen Ramboll soll im kommenden Jahr schwarz auf weiß belegen, welche volkswirtschaftliche Bedeutung die Achsen A23, B5 und die Marschbahn für die gesamte Bundesrepublik haben. Die Unterstützung aus Kiel ist der Region dabei gewiss: Das Landesverkehrsministerium sicherte den Kommunen volle Rückendeckung im Kampf um die Fördermittel und Planungsbeschleunigung zu.

Allianz für die Geschichte – Sylt tritt Notfallverbund bei

Husum/Sylt. Es ist ein historischer Handschlag für den Erhalt der Historie: Die Kreise Nordfriesland und Dithmarschen haben im Schloss vor Husum einen länderübergreifenden Notfallverbund zum Schutz von Kulturgütern besiegelt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Insel Sylt, deren kulturelles Gedächtnis künftig besser gegen Katastrophen geschützt sein soll.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben dem Sylter Amts- und Stadtarchiv auch die Sölring Museen. Das Ziel der Allianz ist klar definiert: Im Falle von Bränden, Sturmfluten oder anderen Großschadenslagen sollen Ressourcen gebündelt und gegenseitige Hilfe geleistet werden. Landrat Florian Lorenzen betonte bei der Unterzeichnung die Bedeutung der regionalen Identität, die in den Archiven und Museen lagert.

Konkret bedeutet der Zusammenschluss, dass im Ernstfall nicht jede Einrichtung auf sich allein gestellt ist. Man teilt Fachwissen, Material und Personal, um beschädigte Exponate oder Akten zu bergen und zu sichern. Auch die Ferringstiftung, zuständig für die Nachbarinseln Föhr und Amrum, ist Teil des Verbunds, was die insulare Solidarität unterstreicht. In den kommenden Monaten werden nun konkrete Alarmpläne erarbeitet und Ausweichlager auf dem Festland identifiziert.

Sylter Nachwuchskünstler erobern Nordfriesland-Kalender

Westerland. Großer Erfolg für die kleinen Künstler der Insel: Drei Kinder der SYLT KITA haben es mit ihren Zeichnungen in den neuen Kinderrechte-Kalender des Kreises Nordfriesland geschafft. Die Veröffentlichung ist das Ergebnis eines Malwettbewerbs, der im Rahmen der kreisweiten „Kinderrechte-Rallye“ stattfand.

Die Initiative des Kreises zielt darauf ab, Kindern ihre Rechte auf spielerische Weise näherzubringen. Durch Bastelideen und Aufgaben setzen sich die Jüngsten mit Themen wie Gleichheit, Bildung, Gewaltfreiheit und Mitbestimmung auseinander. Katja Meyer von der SYLT KITA zeigte sich begeistert über das Engagement ihrer Schützlinge: „Unsere Kinder haben ihre Vorstellungen mit großer Freude und Fantasie umgesetzt. Die Bilder, die nun im Kalender zu sehen sind, stellen ihre Gedanken sehr eindrucksvoll dar. Das erfüllt uns mit Stolz.“

Das Projekt unterstreicht die enge Zusammenarbeit zwischen den Sylter Einrichtungen und dem Festland. Sowohl die Kita als auch das Familienzentrum Sylt werten die Platzierung der Zeichnungen als wichtiges Signal für die Sichtbarkeit von Kinderinteressen in der Region.

Sylt in der Weihnachtsnacht 1717: Als die Jahrhundert-Sturmflut das Jöölfest verschlang

Sylt. Es ist die Geschichte eines Heiligabends, an dem die Glocken nicht zur Freude läuteten, sondern im Sturm erstickten. Wenn wir heute auf Sylt Weihnachten feiern, mit Lichterglanz und sicher hinter modernen Deichen, vergessen wir oft, wie zerbrechlich das Leben auf der Insel einst war. Die Weihnachtsflut von 1717 markiert bis heute das traumatische Ur-Ereignis der Inselschutz-Geschichte. Dies ist das Protokoll jener Nacht, in der die Nordsee beschloss, die Insel zu teilen.

16:00 Uhr: Das letzte friedliche „Jööl“

Am Nachmittag des 24. Dezember 1717 liegt eine trügerische Stille über den Reetdachkaten von Archsum, Morsum und Keitum. Weihnachten auf Sylt ist damals noch kein Fest der Geschenke. Es gibt keinen Tannenbaum – Holz ist zu kostbar. Man feiert das friesische „Jöölfest“.

In den niedrigen Stuben, den Peseln, haben die Frauen den „Jööl-Disch“ gedeckt. Es ist der heiligste Moment des Jahres. Auf dem Tisch liegen, streng nach Tradition, ein großer Laib Brot, geräuchertes Fleisch und vielleicht ein Krug Bier. Die einzige Lichtquelle sind Talgkerzen, die rußend gegen die früh einbrechende Dunkelheit ankämpfen. Die Familien rücken nah an den „Bilegger“, den Wandofen, heran. Man fühlt sich geborgen. Draußen weht ein steifer Wind aus Südwest – nichts Ungewöhnliches für Sylter Verhältnisse.

18:30 Uhr: Der Verrat des Windes

Die Stimmung kippt, als die Dämmerung in tiefschwarze Nacht übergeht. Alte Fischer hören es zuerst am Singen des Reets: Der Wind dreht. Er springt von Südwest auf Nordwest. Für die Nordseeküste ist das das Todesurteil. Der Wind drückt nun nicht mehr am Land vorbei, er drückt die Wassermassen des Atlantiks direkt in die Deutsche Bucht hinein, wie in einen Trichter.

Der Pegel in den Prielen steigt rasend schnell. Das Niedrigwasser fällt aus. Stattdessen schiebt der Orkan, der nun mit Stärke 12 über die Insel peitscht, eine zweite Flutwelle auf die erste.

22:00 Uhr: Die trügerische Sicherheit der Deiche

Die Bauern in der Marsch der Nösse-Halbinsel (der Ostteil Sylts) werden unruhig. Ihre Deiche sind nach heutigem Standard winzig: Sogenannte „Stackdeiche“, kaum vier Meter hoch, steil aufragend und oft nur mit Holzplanken und Stroh gegen den Wellenschlag gesichert.

Gegen 22 Uhr erreicht das Wasser die Deichfüße. Aber es stopptt nicht. Die Wellen klatschen nicht mehr dagegen, sie lecken bereits über die Kronen. Die Nordsee hat sich auf über 5 Meter über Normalnull aufgebäumt. Das Wasser steht somit schlichtweg einen Meter höher als der höchste Schutzwall der Insel. Es ist ein mathematisch unausweichliches Todesurteil für das Land dahinter.

00:00 Uhr: Die Apokalypse zur Geisterstunde

Exakt um Mitternacht, als man eigentlich die Geburt Christi feiern sollte, brechen die Dämme. Es ist kein punktueller Durchbruch. Die See läuft auf breiter Front über die Deiche der Nösse. Mit einem grollenden Donnern, das selbst den Sturm übertönt, stürzen die Wassermassen in die tiefer gelegenen Marschgebiete von Archsum.

Das Wasser kommt als Sturzflut. Eiskalt. Salzig. Schwarz.

01:30 Uhr: Das stille Sterben in den Ställen

Für die Menschen gibt es Rettung: Die Sylter Bevölkerung flüchtet in panischer Angst aus den Häusern der Niederungen hinauf auf den Geestkern. Dieser eiszeitliche Erdhügel, auf dem Keitum, Tinnum und Westerland liegen, ragt wie eine Insel auf der Insel aus den Fluten.

Doch für die Tiere gibt es kein Entkommen. In den Ställen, die fest verriegelt sind, um die Winterkälte draußen zu halten, bricht das Wasser ein. Tausende Schafe und Rinder stehen im Dunkeln, eingepfercht, während das Wasser ihnen bis zum Hals und schließlich darüber hinaus steigt.

Draußen auf den Weiden ist das Szenario noch grausamer: Orientierungslos im Orkan versuchen die Tiere zu fliehen. Doch der Boden unter ihren Hufen wird zu Schlamm, dann zu reißender Strömung. Sie werden einfach weggespült. Die Menschen auf dem Geesthügel hören das Brüllen und Blöken im Wind – und müssen tatenlos zuhören, wie ihre Existenzgrundlage ertrinkt.

08:00 Uhr: Ein Weihnachtsmorgen in Grau

Der 25. Dezember 1717 offenbart das ganze Ausmaß. Als das fahlgraue Licht des Morgens über Sylt kriecht, blicken die Überlebenden nicht auf weiße Weihnachten, sondern auf eine bleierne Wasserwüste.

Wo gestern noch fruchtbares Marschland war, brandet die Nordsee. Die Nösse ist fast vom Rest der Insel abgetrennt. Hausrat, Holzbalken und unzählige Tierkadaver treiben im Wasser. Das Salzwasser hat sich tief in den Boden gefressen und wird ihn für Jahre unfruchtbar machen.

Es gibt an diesem Tag keine Toten unter den Syltern zu beklagen – ein Wunder im Vergleich zum Festland, wo Tausende starben. Doch die Weihnachtsflut hat der Insel ihre Unschuld genommen. In den Kirchen wird an diesem Tag nicht gejubelt. Man sitzt zusammen, nass, frierend und arm, und dankt Gott für das nackte Leben, während draußen die See immer noch gierig nach dem Land greift.

Sylt1 Kurzbericht: Christopher Scharf vergibt neue Grade – Großer Jubel bei den Judoka

Westerland. Strahlende Gesichter im Dojo des TSV Westerland: Die diesjährige Gürtelprüfung wurde zum vollen Erfolg. Prüfer Christopher Scharf (4. Dan) konnte nach Begutachtung der Techniken jedem einzelnen Teilnehmer zur bestandenen Prüfung gratulieren.

Vom Einsteiger bis zum fortgeschrittenen Schüler zeigten alle eine starke Leistung auf der Matte.

Die neuen Graduierungen im Überblick:

  • Blau: Jenny Wald
  • Grün: Samuel Scharf, Pia Regge, Adrian Wagner, Levi Putzler, Liam Akgün, Maksymilian Kwadrans
  • Orange-Grün: Camal Safarov, Emilia Beyer
  • Orange: Felix Fischer, Justus Ellmann
  • Gelb-Orange: Ryan Akgün, Michael und Gabriela Kintossou
  • Gelb: Lucas Nicholas, Ben Sehrig, Levon Mielewczyk, Eric Dodoi, Dean Kuhn, Elias Krüger, Mara Gordita, Mia Marie Gugel, Robin Schröder

Der TSV ist stolz auf seinen starken Nachwuchs!

Meerkabarett 2026: Ein Sommer voller Stars im Congress Centrum Sylt

Westerland. Auch im Jahr 2026 heißt es für Kulturfreunde auf der Insel: Kurs auf Westerland! Da das Meerkabarett auch in diesem Jahr noch nicht an seinen angestammten Platz in Rantum zurückkehren kann, verwandelt sich das Congress Centrum Sylt (CCS) in der Friedrichstraße erneut in die erste Adresse für hochkarätiges Entertainment. Die Veranstalter haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein Programm auf die Beine gestellt, das sich wie das „Who is Who“ der deutschen Kleinkunst- und Musikszene liest.

Auftakt mit Tiefgang und Humor: Eckart von Hirschhausen Den glanzvollen Startschuss gibt am 16. Juli 2026 kein Geringerer als Dr. Eckart von Hirschhausen. Mit seiner multimedialen Lesung „Der Pinguin, der fliegen lernte“ lädt der Mediziner, Wissenschaftsjournalist und Stiftungsgründer zu einer Expedition ein, die Herz und Hirn gleichermaßen anspricht. Begleitet von atemberaubenden Fotos des Naturfotografen Stefan Christmann erzählt Hirschhausen von den Wundern der Antarktis und zieht charmante Parallelen zur menschlichen Psychologie. Es geht um die Kraft, die frei wird, wenn man – wie der Pinguin im Wasser – sein wahres Element findet. Ein Abend zum Staunen, Lachen und Nachdenken über Überlebensstrategien in stürmischen Zeiten.

Jubiläen und musikalische Feuerwerke Der Kultursommer 2026 steht zudem im Zeichen großer Jubiläen. Am 1. August feiert die legendäre Gitte Haenning ihren 80. Geburtstag auf der Bühne. Unter dem Motto „Ich bin stark“ präsentiert sie gemeinsam mit ihrer Band ein Konzert voller Lebenskraft, Jazz und ihren unvergesslichen Hits. Auch das Hamburger Urgestein Stefan Gwildis blickt zurück: Am 6. August feiert er mit „das war doch grad‘ erst eben“ sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Zu dritt präsentiert der Soul-Man eine Mischung aus Anekdoten, Hits und ungebändigter Spielfreude.

Musikalisch virtuos wird es am 24. Juli mit dem Damen-Quartett Salut Salon. In ihrem neuen Programm „heimat“ gehen die vier Ausnahmemusikerinnen der Frage nach, wo wir eigentlich zuhause sind – und geben die Antwort mit Geigen, Cello und Klavier. Abgerundet wird der musikalische Reigen am 11. August durch die Comedian Harmonists in Concert.

Lachen als beste Medizin Natürlich darf beim Meerkabarett der spitze Humor nicht fehlen. Florian Schroeder sucht am 29. Juli in seinem Programm „Endlich Glücklich!“ nach dem heiligen Gral der Zufriedenheit in einer meckernden Welt. Wer es etwas brachialer mag, kommt am 7. August bei Wolfgang Trepper auf seine Kosten, der in seiner typischen Art über den Wahnsinn des Alltags poltert – und dabei doch menschelnd leise Töne trifft. Ein nostalgisches Highlight wartet am 3. August: Das Ensemble-Stück Loriot – „Die Ente bleibt draußen!“ bringt die genialsten Sketche von Vicco von Bülow zurück auf die Bühne. Ob Badewanne oder Lottogewinner – an diesem Abend werden Erinnerungen wach.

Tickets und Service Der Vorverkauf für diesen hochkarätigen Sylter Kultursommer hat begonnen. Karten sind online, bei Famila, an den meisten Vorverkaufsstellen auf Sylt und dem Festland sowie telefonisch unter der Hotline 04651-4711 erhältlich.

Veranstaltungsort: Meerkabarett im Congress Centrum Sylt (CCS) Friedrichstraße 44 25980 Westerland

Freuen Sie sich auf unvergessliche Abende in Westerland!

Sylt1 Nachlese: Eine Hommage an Paula – Keitum feiert 40 Jahre „Wohnzimmer“

Keitum. Wer am Samstagabend am Keitumer Kliff vorbei spazierte, der hörte nicht nur den Wind, sondern vor allem eines: „Thank you for the music“. Pünktlich zum 40. Geburtstag verwandelte sich der Friesensaal in eine pulsierende Zeitmaschine. Der 13. Dezember 2025 stand ganz im Zeichen des dörflichen Zusammenhalts – genau so, wie es sich die Stifterin wohl gewünscht hätte.

Der Vormittag: Leise Töne und große Dankbarkeit

Der Festtag begann bereits am Vormittag mit einem emotionalen Empfang. Von 11 bis 13 Uhr luden der Ortsbeirat Keitum/Munkmarsch und der Verein Kulturhaus Sylt e.V. zu einer Feierstunde, die weniger steifer Festakt als vielmehr ein familiäres Klassentreffen war. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an Paula Hansen. Jan Junge, Gritje Stöver und Karin Rumpf vom Vorstand erinnerten an die Keitumerin, die als Tochter eines Schmieds und gelernte Krankenschwester ihr Vermögen stiftete, um den Syltern dieses Haus zu schenken. Es wurde deutlich: Der Friesensaal, erbaut auf dem alten Schulhof und eröffnet am 13. Dezember 1985, ist bis heute das geblieben, was er sein sollte – „Sylts größtes Wohnzimmer“. Ein Ort, der nicht dem Kommerz gehört, sondern den Bürgern.

Der Abend: ABBA-Fieber unterm Reetdach

Nach dem besinnlichen Auftakt wurde es am Abend laut und bunt. Ab 19.30 Uhr (Einlass war schon ab 18.30 Uhr) platzte der Saal fast aus allen Nähten. Dass der Eintritt zum Jubiläum frei war, hatte sicherlich geholfen, doch es war die Atmosphäre, die die Gäste hielt.

Die engagierte ABBA-Revival-Band traf genau den Nerv des Publikums. Zwischen „Waterloo“ und „Dancing Queen“ mischten sich Ur-Sylter mit Gästen, Vereinsmeier mit Lokalpolitikern. Es wurde getanzt, gelacht und auf die nächsten 40 Jahre angestoßen. Der Abend bewies eindrucksvoll, dass der Friesensaal auch vier Jahrzehnte nach seiner Eröffnung kein staubiges Denkmal ist, sondern ein lebendiger Treffpunkt, der den Spagat zwischen Flohmarkt-Gemütlichkeit und Party-Location mühelos meistert.

Für die Organisatoren vom Kulturhaus Sylt war der Samstag ein voller Erfolg und ein starkes Signal für die Zukunft der Keitumer Dorfmitte. Paula Hansen wäre vermutlich stolz gewesen – und hätte vielleicht sogar mitgetanzt.

Inselglück: Ein vorweihnachtliches Geschenk für Sylts Seele

List. Es sind Momente wie dieser, die zeigen, wie fest der Zusammenhalt auf unserer Insel verankert ist. Mitten im vorweihnachtlichen Trubel des Lister Marktes gab es am 9. Dezember eine Begegnung, die das Herz wärmt. Sven Paulsen, der mit seiner „Mall am Meer“ längst eine feste Institution im Norden ist, übergab einen Scheck über stolze 3.000 Euro an die Sölring Foriining.

Für Karin Börnsen, die das Geschenk stellvertretend für den Vorstand des Vereins entgegennahm, war es mehr als nur eine finanzielle Zuwendung. Es war ein Zeichen der Wertschätzung für jene Arbeit, die oft im Stillen geschieht: das Bewahren dessen, was Sylt im Kern ausmacht. Die Summe selbst ist ein Gemeinschaftswerk – zur Hälfte stammt sie aus einer fröhlichen Tombola beim Aktionstag im Oktober, zur anderen Hälfte hat Sven Paulsen den Betrag großzügig aus eigener Tasche verdoppelt.

Als Dankeschön hatte Karin Börnsen etwas ganz Besonderes im Gepäck: Eine der raren, auf 100 Stück limitierten Weihnachtsfliesen mit dem Jöölboom-Motiv. Ein passenderes Geschenk hätte es kaum geben können, verbindet es doch die Tradition mit der Gegenwart – genau wie diese wunderbare Spende, die hilft, unsere Inselgeschichte lebendig zu halten.

Bildnachweis: Foto: Michael Stitz.

Öffnungszeiten zum Jahreswechsel – Wann die Sylter Ämter pausieren

Westerland. Wer zwischen den Jahren noch schnell einen Personalausweis beantragen, ein Buch leihen oder im Archiv stöbern möchte, sollte den Kalender genau im Blick behalten. Die Gemeinde Sylt hat die Schließzeiten für die kommende Festtagsperiode 2025/2026 bekannt gegeben.

Während die digitale Verwaltung über www.gemeinde-sylt.de durchgehend erreichbar bleibt (für Terminbuchungen, Fundbüro oder Stellenanzeigen), schließen sich die physischen Pforten wie folgt:

  • Inselverwaltung (Bürgerservice, Standesamt, Sozialzentrum): Geschlossen an Heiligabend (24.12.), Silvester (31.12.) sowie am Freitag, den 02.01.2026.
  • Gemeindebüros & VHS-Geschäftsstelle: Hier beginnt die Pause früher. Vom 22. Dezember bis einschließlich 02. Januar bleiben die Türen zu. Ab dem 05. Januar läuft der Betrieb wieder regulär.
  • Sylter Archiv: Keine Recherche möglich vom 24. Dezember bis 02. Januar.
  • Sylt Bibliothek: Leseratten müssen sich vorratshalten: Vom 24. Dezember bis Neujahr ist zu. Am 02. Januar öffnet die Bibliothek jedoch bereits wieder.

Wichtig: Polizei (110) und Rettungsdienst/Feuerwehr (112) sind selbstverständlich rund um die Uhr einsatzbereit.

Schatten auf den Stufen – Ein Requiem für die Leuchtturmschule in Hörnum

Hörnum. Es war einmal ein Klassenzimmer in den Wolken. Heute steigen Besucher die enge Spindel der Wendeltreppe hinauf, den Blick erwartungsvoll auf das Panorama gerichtet, das sie in dreißig Metern Höhe erwartet. Sie kommen für die Aussicht, für das Selfie über der Brandung. Doch wer innehat, wer zwischen dem Keuchen des Aufstiegs und dem Staunen über die Weite kurz die Augen schließt, der kann sie vielleicht noch hören: die Schritte der Kinder von einst, die hier nicht die Freizeit suchten, sondern das Leben lernten.

Die Schule ist fort. Der Raum, in dem einst das Wissen mit dem Meeresrauschen um die Wette tönte, ist heute ein stilles Museum, ein konservierter Moment in Bernstein. Wo heute Touristenführer auf den Horizont deuten, regierte einst Lehrer Levi mit jenem strengen, aber fürsorglichen Blick, der nötig war, um eine Schar von Wildfängen im Zaum zu halten. Es waren die Merten-Brüder – Hans, Walter und Hindenburg –, der Leuchtturmwärtersohn Hans Jacobsen und die Kinder der Wehrmachtsbediensteten, die diesen Turm mit Leben füllten. Für sie war der schwindelerregende Aufstieg kein Urlaubserlebnis, sondern der tägliche Gang zur Pflicht, hinauf in ihre gläserne Bastion der Bildung.

Wenn man heute durch die Scheiben auf das moderne Hörnum blickt, fällt es schwer, sich die einstige Einsamkeit vorzustellen, die diese Mauern umgab. In den stillen Jahren zwischen den Kriegen war hier fast nichts als Sand und Wind. Einundzwanzig Seelen zählte der Ort, sieben Häuser duckten sich in die Dünentäler. Das Hapag-Haus, geführt von der unvergessenen „Mutti Merten“, war damals der einzige wärmende Pol in einer rauen Welt, ein Ort der Geborgenheit, dessen Geist nur noch in vergilbten Chroniken lebt.

Die Kreide ist weggewischt, die Schulbänke sind Geschichte. Später zog die Schule in eine Holzbude, dann in ein richtiges Gebäude, bis 2011 die Türen für immer schlossen. Was bleibt, ist der Turm. Er steht noch immer als stummer Zeuge jener Tage, als Hörnum ein vergessenes Ende der Welt war. Wer heute die Führung bucht und den „Hörnumer Blick“ genießt, der besucht nicht nur eine Aussichtsplattform. Er betritt einen verlassenen Sakralraum der Kindheit, in dem das Echo des Abc-Schützen noch immer leise im Pfeifen des Windes widerhallt.